Misfit Rap und Perspektive der Außenseiter: YUNUS kommt mit Kampfansage von der Seitenlinie.

Geboren in einer treibenden Millionenmetropole, aufgewachsen in der pomadigen Provinz: YUNUS ist schon immer zwischen den Welten zu Hause – mit dem Herz am Puls der Zeit. Auf der einen Seite die gutbürgerliche Herkunft, wo man alles werden kann, soll und muss… außer eben Rapper! Auf der anderen Seite der gnadenlos dogmatischen Hip-Hop-Kosmos.

Wenn es aber etwas auf dieser Welt gibt, was YUNUS eben nicht kann, ist es irgendwas sein zu müssen. Wer jetzt denkt, dass nun eine schon beinah abgedroschene „ich-mach-was-ich-will-punk-attitüden“-Arie ohne nennenswerte Erfolge ertönt, wird enttäuscht: Eine Millionen Streams auf Spotify, über 200 Konzerte im gesamten deutschsprachigen Raum (u.a. auf dem Fusion Festival und als Support für Curse) und zahlreiche Shoutouts u.a. von Felix Lobrecht bei „Gemischtes Hack“ lassen die Seitenlinie zum Mittelpunkt der deutschen Rap-Szene werden.

Was im ersten Moment klingt wie eine aufregende Reise durch all das, was das Leben und Mutter Erde zu bieten hat, irgendwo zwischen Istanbul und Fürstenfeldbruck, erzeugt leider genau die Bedrohung nie wirklich seiner eigenen Erwartungshaltung gerecht zu werden. Die ruhige und sichere Umgebung des akademischen Bratschen-Studiums in Hannover hat YUNUS kennengelernt, genau wie das exzessive Künstlerleben Berlins. Extrem Gegensätze, die einen zerreißen, außer man ist wie YUNUS: Konsequent man selbst – anders, weil man nicht anders kann.

Nicht nur deswegen steckt in dem todessüßen Blondschopf mit den perfekt lackierten Fingernägeln und dem „quirky Instrument im falschen Genre“ (DIFFUS) einer der spannendsten Newcomer der letzten Jahre. Mit natürlicher Leichtigkeit und melancholischen Galgenhumor erzählt YUNUS bildhaft Geschichten auf zeitgemäßen Indie-/Hip-Hop-Beats: Über den inneren Druck auf dem steinigen Weg der Selbstakzeptanz, ausgelöst durch die Versuche irgendwie irgendwo reinzupassen. Über Liebe, die an sich selbst scheitert. Über das daraus entstehende Gefühl, sich zu verlieren und wiederzufinden in vermeintlichen Lösungen. Aber vor allem eben auch: Übers „nach Hause“ ankommen.